Leerer Raum, unstetes Licht, Raumgrenzen zerbröseln und dann dieses Geräusch, aufdringlicher Starterton kaputter Leuchtstoffröhren – eine irritierende Atmosphäre für die Hereintretenden.

Der Premierenraum für diese Gemeinschaftsarbeit der drei Künstler war im April 2010 der Ausstellungsraum des Allgemeinen Konsumvereins – Kunstverein in Braunschweig. Dort im ehemaligen Lagerraum und heutigen white cube ist die Erwartungshaltung der Besucher nicht generell auf Klangkunst fokussiert, die optische Verunsicherung ausgelöst durch die nur mit Flackern der vorhandenen Neonröhren ausgefüllte Leere größer und der Schritt zum Hören möglicherweise beschwerlicher und überraschender, als hier im Wasserturm.

Neonröhren gehen an und aus, jedes Mal ein Einschaltgeräusch. Hell/dunkel, ein/aus, ja/nein, 0/1, entweder/oder – dazwischen nichts. Und doch findet die Kunst dazwischen statt, offenbart sich dazwischen viel: Wir Besucher, in unserer Wahrnehmung irritiert, die Sinne schärfend, Verortung suchend; der Raum, bei jeder Veränderung neu, nicht fassbar im Flackern; die Geräusche, erst nach und nach zusammen mit den Lichteffekten als rhythmisches Klangereignis erfahrbar. Mit hell/dunkel, ein/aus, ja/nein, 0/1, entweder/oder entstehen komplexe audio-visuelle Rhythmen. Klangfelder füllen den Raum.

Die Künstler benutzen die Neonröhren als Instrumente. Sie verstärken die Einschaltgeräusche und manipulieren die Schaltvorgänge, um Licht- und Klangereignisse wie in einer Mehrkanalkomposition zu arrangieren: Klanglumineszenz.


Dr. Anne Mueller von der Haegen (Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig)
über die Arbeit „Klanglumineszenz“ 2010