Die Sinne des Rezipienten werden geschärft. Das Ohr justiert sich und differenziert zwischen den Klanggebern und dem urbanen Umfeld (Autos, Passanten, Tiere, Wind, etc.). Feine Nuancen, Rhythmen und Melodien werden hörbar. Raum wird Klang. Klang ist Raum.

Heiko Wommelsdorf

In seinen minimalistischen Klangskulpturen, -installationen und -interventionen rückt Heiko Wommelsdorf alltägliche Gebrauchsgegenstände, wie Baueimer,Betonmischer oder im Ausstellungsraum vorgefundene technische Gegebenheiten, wie Luftschächte, Gegensprechanlagen, Hygrometer oder Neonröhren in den Fokus der Wahrnehmung. Es geht darum, weitestgehend kaum wahrgenommene räumliche Gegebenheiten, von denen wir in unserem Handeln abhängig sind, durch Klang erfahrbar zu machen

Für KiöR-BESTANDSAUFGABE ist der Künstler auf die Suche dem infrastrukturellen Sound Wolfenbüttels gegangen. Im Außenraum legen wir mittlerweile viel Wert auf eine Schallregulierung, weshalb sogar beim Reifenkauf für Autos mit der Lautstärke bzw. der Leisheit geworben wird. Jede Maschine einer Baustelle wird genaustens mit einem Dezibelmessgerät geprüft und mit entsprechendem Pegelwert etikettiert. Gemessen und mit Aufklebern attestiert hat Heiko Wommeldorf das Ticken der Ampeln, das Brummen der Lüftungsanlagen, das Surren der Stromkästen und weitere Geräuscherzeuger im öffentlichen Raum. Er markierte damit Geräte in unserem Umfeld, die in den Richtlinien keine Nennungen finden. Ob Kühl- oder Gefriergerät, Waschmaschine, Spülmaschine oder Heizkörper, solcherart Geräte bekommen ein EU-Energielabel, auf der neben der Energieeffizienzklasse der Schallleistungspegel (in dB; Dezibel) etikettiert wird.

Die einzelnen markierten Geräte mit Messwerten sind der projekteigenen Stadtkarte zu entnehmen, welche Sie an verschiedenen Stationen (u.a. Kunstverein) erhalten können.


Stine Hollmann
In: KiöR – Bestandsaufgabe, Kunstverein Wolfenbüttel e.V., Wolfenbüttel 2021