Schächte, Kabel, Container säumen unsere urbanen Landschaften. Sie sind oft der Teil, den wir visuell ausblenden. Häufig sind sie in versteckten Ecken, in unerreichbaren Höhen oder Tiefen, deswegen geht keine Gefahr von ihnen aus, wir müssen sie nicht sehen. Oft wollen wir sie auch nicht sehen, verdecken sie doch „wertvollere“ schöne Fassaden. Meistens machen sie sich nicht akustisch bemerkbar oder wir lassen ihre Geräusche im allgemeinen Stadtrauschen untergehen, hören sie weg. Erst wenn Stille herrscht, hören wir sie als Leerstelle, sozusagen ex negativo. Auch bei Störung des urbanen Grundrauschens, bei Veränderungen der Geräusche fallen uns die unterschiedlichen Töne beispielsweise verschiedener Klimaanlagen auf.

Heiko Wommelsdorf sind die Lüftungsschächte und -klappen zwischen Puff und Kloster aufgefallen, hat gesehen und gehört die Lüftungsanlage am Parkhaus Wallstraße, am Durchgang zur Friedrich-Wilhelm-Straße, im Innenhof zwischen Bankplatz und Friedrich- Wilhelm-Straße ebenso wie im Garten der apotheca Hutfiltern. Diese Klangerfahrung fügt der konkret und fast minimalistisch arbeitende Künstler dort in einer Installation zusammen: Aus drei Lüftungsschachtöffnungen sind Aufnahmen von Lüftungsschächten zu hören. Sie sind in der Tonhöhe verändert, ein Dreiklang entsteht, ein Akkord wird vernommen. Ein Spannungsfeld zwischen vertrautem Geräusch und neuartiger Musik entwickelt sich – wir hören überraschend anders.


Dr. Anne Mueller von der Haegen (Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig)
über die Arbeit „Drei Lüftungsschächte“ 2012